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In der Sichtweise eines idealen Beobachters im Zentrum der Erde zieht die Sonne im Verlauf eines Jahres eine komplette Kreisbahn in Bezug dem Hintergrund der Fixsterne und in jedem Jahr wird der gleiche Kreis vollzogen. Dieser Kreis (von der Erde aus betrachtet) wird die Ekliptik genannt und bestimmt die ekliptische Ebene. (Vom Standpunkt der Sonne gesehen, dreht sich die Erde in der ekliptischen Ebene um die Sonne.)Jeder Planet umkreist die Sonne in seiner eigenen orbitalen Ebene und (mit Ausnahme des Pluto) stimmen diese Umlaufbahnen fast alle mit der ekliptischen Ebene überein. Daher ist es näherungsweise richtig, dass sich alle Planeten in der ekliptischen Ebene bewegen, mit geringfügigen Bewegungen nach oben und nach unten (und mit einer größeren vertikalen Bewegung im Fall des Pluto). Daher läßt sich die Position eines Planeten zu irgendeiner gegebenen Zeit näherungsweise durch einen Längengrad spezifizieren (auch als ekliptikale Länge bekannt). Astrologen ignorieren gewöhnlich den Winkel eines Planeten über oder unterhalb der ekliptischen Ebene und betrachten nur seine ekliptikale Länge.
Ein Kreis umfasst 360 Grad, daher wird ein Längengrad durch eine Zahl von Null bis 360 angegeben (so dass wir als Maximum 359 Grad 59 Minuten und 59 Sekunden haben, abgekürzt 359° 59' 59"). Es stellt sich dann die Frage, welche Richtung wir auf Null Grad beziehen. An diesem Punkt unterscheiden sich die vedische (indische) Astrologie von der westlichen Astrologie, die auf Ptolemäus (2. Jahrhundert n.Chr.) zurückgeht. Für vedische Astrologen ist die ausgezeichnete Bezugsrichtung Null eine Linie, die vom Zentrum der Erde durch das Zentrum der Sonne zu einem Punkt im Sternbild Widder gezogen wird. Und diese Bezugsrichtung wird daher als Null Grad Widder bezeichnet. Für westliche Astrologen ist die Bezugsrichtung eine Linie, die vom Zentrum der Erde durch das Zentrum der Sonne zum exakten Zeitpunkt des Frühlingsequinoktiums gezogen wird. Irgendwann vor einigen tausend Jahren, waren diese beiden Richtungen gleich, aber sie sind nicht gleich geblieben.
Die Erde rotiert einmal pro Tag um die eigene Achse, aber diese Achse schwankt (wie bei einem sich drehenden Kreisel) über eine Zeitperiode von ungefähr 27 000 Jahren. Daraus ergibt sich, dass sich die Position der Erde auf ihrer Laufbahn um die Sonne im exakten Moment des Frühlingsequinoktiums von Jahr zu Jahr leicht verschiebt. Daher bleibt die Linie, die man von der Erde durch die Sonne auf den Hintergrund der Sterne (Himmelssphäre) zieht, nicht am gleichen Ort, sondern sie bewegt sich. Und in den letzten 2000 Jahren hat sie sich aus Widder in das Sternzeichen Fische bewegt.
Westliche Astronomen jedoch nennen diese Richtung nach wie vor Null Grad Widder und messen die ekliptikale Länge von diesem Referenzpunkt aus. Daher hat der Frühlingspunkt (in dieser Tradition) immer die Länge 0° 0' 0" und seine Länge wächst im Laufe eines Jahres ungefähr um 1° pro Tag.
Konsequenterweise sind die Längengrade der Sonne und der Planeten wie sie von der vedischen Astrologie berechnet werden verschieden von denen, die in Übereinstimmung mit der westlichen Astrologie angegeben werden. Diese Differenz wird das Ayanamsha genannt und im Jahr 1960 n. Chr. betrug sein Wert ungefähr 23° 18', mit einem Zuwachs von ungefähr 1° in 72 Jahren.
Der Tierkreis ist ein System, das planetarische Längengrade in Beziehung zu 12 Zeichen stellt. Diese Sternzeichen werden gebildet, indem man die Ekliptik in 12 gleiche Teile zu jeweils 30° Länge zerlegt, beginnend mit dem Sternzeichen Widder. Diesen Sternbildern werden in der westliche Astrologie Namen zugeordnet, Widder, Stier, Zwilling usw. und diese Namen werden gegenwärtig auch von den vedischen Astrologen verwendet. Aber Null Grad Widder hat in der vedischen Astrologie eine andere Bedeutung hat als in der westlichen Astrologie, daher haben wir zwei Tierkreise, den tropischen Tierkreis (westliche Astrologie) und den siderischen Tierkreis (vedische Astrologie). Der Längengrad irgend eines Planeten in einem Tierkreis unterscheidet sich von dem Längengrad, der in dem anderen Tierkreis gemessen wird, durch das sogenannte Ayanamsha, das enspricht gegenwärtig (2010) einem Unterschied von ca. 24° 0'. Zum Beispiel wird der Merkur am 19.Mai 2010 im tropischen Tierkreis mit 4° 59' Stier angegeben, während sein Längengrad im siderischen Tierkreis bei 10° 59' Widder liegt (10 + 24 - 30 = 4).
Für vedische Astrologen ist es offensichtlich, dass der siderische Tierkreis überlegen ist, aber diese Frage wird bei den westliche Astrologen oft diskutiert. Kein Tierkreis kann von sich behaupten der originale zu sein (wenn nicht beide), da es zu der Zeit, in der der Tierkreis zuerst verwendet wurde (in Babylon) keinen Unterschied zwischen den beiden gab. Der Unterschied machte sich nur in der Folge der Zeit und durch die Präzession der Äquinoktien bemerkbar. Ptolemäus entschied sich, den tropischen Tierkreis zu übernehmen und seit damals ist der Westen dieser Praxis nahe zu universell gefolgt.
Wie wirkt sich nun die Wahl des Tierkreises auf Aspekte und Transite aus? Die kurze Antwort ist, dass es keine Auswirkung gibt, mit Ausnahme der persönlichen Transite. Die Gegenwart oder die Abwesenheit eines Aspekts zwischen den Planeten hängt nur vom Winkelabstand ab und der ist für einen gegebenen Zeitpunkt in beiden Tierkreisen gleich, unabhängig davon ob wir den tropischen oder den siderischen Tierkreis anwenden. Zum Beispiel steht Pluto am 19.Mai 2010 im tropischen Tierkreis bei 4° 59' im Steinbock, aber im siderischen Tierkreis bei 10° 59' Schütze. Aber in beiden Tierkreisen bildet er mit Merkur ein exaktes Trigon. Daher sind die Aspekte für Welttransite und Geburtshoroskope exakt gleich, unabhängig davon welcher Tierkreis verwendet wird.
Jedoch macht sich ein Unterschied bemerkbar, wenn wir persönliche Transite betrachten. Welttransite und Geburtshoroskope beziehen sich nur auf ein Datum, während persönliche Transite vom Vergleich zwischen den planetarischen Längengraden an einem Datum — dem Geburtsdatum — mit den planetarischen Längengraden an einem anderen (späteren) Datum abhängen.
Wenn zwei Planeten einen Aspekt bilden, dann kann die Differenz zum idealen Wert für diesen Aspekt einige wenige Grad betragen (bis zum Wert des Orbis für diesen Aspekt) und diese Differenz wird als Differenz zur Exaktheit bezeichnet. Wenn zum Beispiel Venus eine Länge von 78° (18° Zwilling) und Mars eine Länge von 165° (15° Jungfrau) haben, dann bilden sie einen quadratischen Aspekt. Aber der exakte Wert eines quadratischen Aspekts ist 90°, daher beträgt die Differenz zur Exaktheit in diesem Fall 3°.
Für einen persönlichen Transit, wenn das zweite (spätere) Datum ungefähr 70 Jahre nach dem Geburtsdatum liegt, wird sich die Differenz zur Exaktheit für einen Aspekt, den ein transitierender Planet mit einem Geburtsplanet bildet, in beiden Tierkreisen exakt um 1° unterscheiden.
Betrachten wir zum Beispiel eine Person, die am Mittag 1.Januar 1900 geboren wurde. Zu dieser Zeit war Saturn im siderischen Tierkreis bei 5° 19' im Sternbild Schütze und im tropischen Tierkreis bei 27° 46' Schütze. Gehen wir nun schnell zum 8.September 1972, 2 Uhr. Zu dieser Zeit war Jupiter im siderischen Tierkreis mit 5° 19' im Sternbild Schütze und im tropischen Tierkreis bei 28° 47' Schütze. Verwendet man den siderischen Tierkreis, dann bildet der transitierende Jupiter mit Saturn eine exakte (0° 0') Konjunktion. Im tropischen Tierkreis ist der Jupiter auch in Konjunktion mit dem Geburtssaturn, aber nicht exakt, sondern mit einer Abweichung von 1° 1'. Dies wird in den Bildschirmkopien aus der Planetary Aspects and Transits Software unten gezeigt.
Wenn wir daran festhalten, dass es für einen transitierenden Planet, der in einer exakte Konjunktion zu einem Geburtssplaneten stehen soll, notwendig ist, dieselbe Position relativ zu den Fixsternen wie der Planet zur Zeit der Geburt einzunehmen, dann sollten man zur Berechnung persönlicher Transite den siderischen Tierkreis bevorzugen.
Im tropischen Tierkreis ereignen sich persönliche Transite früher als im siderischen Tierkreis und der Unterschied nimmt mit dem Alter der Person zu.
Betrachten wir zum Beispiel eine Person, die am 4.März 1990 um 9:00 GMT geboren wurde. Ihre Venus befand sich im siderischen Tierkreis bei 0° 2' Widder und im tropischen Tierkreis bei 22° 30' Widder (das Ayanamsha betrug um 1900 näherungsweise 22° 28'). Am 18.Oktober um 05:00 GMT befand sich der Uranus im siderischen Tierkreis bei 0° 2' Waage in einer exakten Opposition zu ihre Geburtsvenus, wie in der Bildschirmkopie aus der Planetary Aspects and Transits Software unten angezeigt.
Aber im tropischen Tierkreis steht der transitierende Uranus am 1.Oktober um 22:00 GMT in einer exakten Opposition zur Geburtsvenus.
Daher erreicht der transitierende Uranus eine exakte Opposition zur Geburtsvenus im tropischen Tierkreis ungefähr 17 Tage früher als im siderischen Tierkreis. Das wird grafisch im Bild unten gezeigt. Die violette Linie zeigt den Unterschied von der genauen Opposition, transitierende Uranus zur Geburtsvenus, im tropischen Tierkreis, und die graue Linie zeigt dasselbe im sidierischen Tierkreis.
Dies kann wie folgt erklärt werden: In 72 Jahren bewegt sich die Richtung, die als Null Grad Widder bezeichnet wird im tropischen Tierkreis relativ zu den Sternkonstellationen um 1° rückwärts. Daher hat Uranus eine "Kopfvorsprung" von 1°, wenn er auf seiner Reise auf dem Pfad der Ekliptik im tropischen Tierkreis die Position 22° 30' Waage erreicht (exakt in Opposition zur Geburtsvenus), und so kommt er früher an.
Um die Tatsache zu illustrieren, dass der Zeitunterschied zwischen exakten Transiten in den beiden Tierkreisen mit dem Alter einer Person anwächst, betrachten wir noch einmal die Person, die am 4.März 1900 um 09:00 GMT geboren wurde. Der transitierende Uranus bildet im siderischen Tierkreis am 25.November 1910 um 06:00 GMT mit der Geburtsvenus ein exaktes Quadrat. Im siderischen Tierkreis erreicht er das Quadrat am 28.November, 1910, um 11:00 GMT. Daher ereignet sich dieser Aspekt 3 Tage früher als im tropischen Tierkreis, anders als im Fall der oben betrachteten Opposition aus dem Jahr 1973, wo der Unterschied 17 Tage beträgt.
Ein ähnliches Phänomen zeigt sich natürlich auch mit anderen Planeten als Uranus. Da die inneren Planeten sich schneller in der Ekliptik bewegen als die äußeren Planeten, sollten wir erwarten, dass der Zeitunterschied in den beiden Tiekreisen für die inneren Planeten geringer ausfällt, da sie weniger Zeit benötigen, um ihren Kopfvorsprung zu "durchlaufen". Berechnungen bestätigen dies. Betrachten wir wieder die Person, die 4.März 1900 um 09:00 GMT geboren wurde. Der transitierende Mars erreicht im tropischen Tierkreis ein exaktes Trigon mit dem Geburtsneptun am 25.Oktober 1971 um 21:00 GMT. Im siderischen Tierkreis wird das exakte Trigon am 27.Oktober 1971 um 23:30 GMT erreicht. Daher ereignet sich der exakte Aspekt zwei Tage früher im tropischen Tierkreis, anstatt 17 Tage, wie im Fall der oben betrachteten Opposition aus dem Jahr 1973.
Daher können wir zusammenfassend sagen, dass sich im tropischen Tierkreis persönliche Transite früher ereignen als wenn wir den siderischen Tierkreis anwenden. Das kann zwei Wochen und mehr ausmachen. Und für jeden gegebenen Transit ist der Unterschied in den beiden Tierkreisen für die äußeren Planeten größer und nimmt mit dem Alter der betrachteten Person zu. Wenn wir also persönliche Transite berechnen, macht die Wahl des Tiekreises einen signifikanten Unterschied.
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